Das natürliche Monopol des Schornsteinfegers

Abbildung
Angebot und Preisfestsetzung des Schornsteinfegers im Monopol
(Basis: Kehrbezirk mit 7200 Einheitsgebäuden S1/4 Stock, ergibt bei einem Preis von 18,88 € ein durchschnittliches Kehrbezirksvolumen sowie eine monatliche Arbeitsleistung von 600 Gebäuden eines Meisters und eines Gesellen)





In der oberen Abbildung lassen sich einige Besonderheiten feststellen:

Wie bei vollkommener Konkurrenz entsprechen der Preis und die Menge dem Marktgleichgewicht

Wie im Monopol ist der Preis höher als die Grenzkosten

Der Preis stimmt mit den Durchschnittskosten überein

Es gibt keinen Monopolgewinn

Es gibt keine Grenzerlöse




Wir können feststellen, dass für die Angebotsentscheidung eines Schornsteinfegerbetriebs sowohl Merkmale eines Marktes bei vollständiger Konkurrenz sowie Merkmale eines Monopolmarktes zutreffend sind. Möglicherweise hängt dies mit dem regulierenden Eingriff des Staates zusammen



Neben diesen erwähnten Besonderheiten kann man als weiteres noch feststellen, dass im Bereich der aktuellen Angebotsmenge von 600 Gebäuden, die Durchschnittskosten ständig fallen, und dass dort die Grenzkosten stets niedriger sind als die Durchschnittskosten. Dies ist z.B. ein wesentliches Merkmal eines natürlichen Monopols.

Begriff und Eigenschaft des Natürlichen Monopols
Das Vorhandensein eines natürlichen Monopols wird dahingehend beschrieben, dass die Produktion auf Grund zunehmender Skalenerträge stets sinkende Durchschnittskosten aufweist, und es dem Monopolisten somit möglich ist den Markt als alleiniger Anbieter zu bedienen. Die zunehmenden Skalenerträge lassen sich durch drei verschiedene Betriebsgrößenersparnisse definieren.

1. Economies of Scale

In Folge einer Betriebsgrößenerweiterung kommt es durch Massenproduktion und einer effizienteren Anpassung der Betriebsprozesse zu zunehmenden Skalenerträgen. Im Schornsteinfegerhandwerk ist dieser Effekt im Allgemeinen nicht vorhanden, da der Betrieb auf die Größe des Kehrbezirks beschränkt ist, und auch mit Einführung des neuen Systems voraussichtlich nicht so stark ausgedehnt werden kann, dass zunehmende Skaleneffekte durch Betriebsgrößenerweiterungen anfallen.

2. Economies of Scope

Verbundeffekte werden zum Beispiel dann sichtbar wenn zusätzlich zu dem bisher angebotenen Produkt im gleichen Weg noch ein zusätzliches Produkt verkauft wird.

3. Economies of Density (Dichtevorteile – oder Stückkostsenkungen auf Grund der größeren Ballung von Nachfragern in einem geografischen Raum)


Der Versorgungsweg spielt bei den Kosten eine große Rolle, z.B. in Netz- und Leitungsmärkten wie Strom, Verkehr und Post. Klassisches Beispiel hierfür ist die Briefzustellung. Es ist für die Post von Vorteil, innerhalb einer Straße gleich mehrere Kunden beliefern zu können. Ein Konkurrent der nur einen (oder einige wenige) Kunden in der Straße hat, hat Nachteile, da er annähernd die gleichen Transportwege zurücklegen muss. Die Dichtevorteile können als Skaleneffekte und/oder als Verbundeffekte auftreten. Dies ist auch typisch für das Schornsteinfegerhandwerk. Ein Dichtevorteil als Skalenertrag tritt dann auf, wenn der Schornsteinfeger in einer Straße viele Gebäude nacheinander bearbeiten kann. Ein Dichtevorteil ist als Verbundeffekt zu betrachten, wenn der Schornsteinfeger zusätzlich zu seinen klassischen Kehrarbeiten nun im neuen System z.B. auch eine Energieberatung mit anbietet. Diese Vorteile sind gerade in einem ländlichen Gebiet am größten.

Wegen den Dichtevorteilen welcher ein Schornsteinbetrieb aufweist, sinken die Durchschnittskosten und somit auch die gesamten Kosten. Dies gilt zumindest für den relevanten Ausbringungsbereich seines Angebots, nämlich der Menge welcher der Größe seines Kehrbezirks entspricht. In diesem Bereich kann er die Economies am wirkungsvollsten ausnutzen.

Somit kann davon ausgegangen werden, dass im Schornsteinfegerhandwerk ein natürliches Monopol besteht.

Zusammenfassend gilt:
„Weist ein Markt im relevanten Bereich zunehmende Skalenerträge auf, und fallen infolge dessen die Durchschnittskosten monoton, dann ist es dem Monopolisten möglich, den gesamten Markt zu geringeren Preisen zu versorgen wie ein eventueller Wettbewerber“

Auch im neuen System hat das natürliche Monopol im Schornsteinfegerhandwerk weiterhin Bestand. Zumindest wenn es gelingt die Dichtevorteile zu realisieren. Dies wird wie erwähnt, insbesondere in der Ausbringungsmenge in der Größe des bisherigen Kehrbezirks der Fall sein. Gelingt es dem Schornsteinfeger seinen Kehrbezirk wesentlich zu erweitern so würden auch für ihn höhere Kosten für Aquisition oder Werbung anfallen, durch welche sich die Dichtevorteile wieder verringern.

Ergebnis:
Durch die Ausnutzung der Economies of Density entstehen bei einem Schornsteinfegerbetrieb Dichtevorteile, welche in zunehmenden Skalenerträgen resultieren. Deshalb besteht im Schornsteinfegermarkt – egal ob altes oder neues System – ein natürliches Monopol.
Da bei einem natürlichen Monopol von einem Marktversagen ausgegangen werden kann, erscheint eine Regulierung des Monopols durchaus gerechtfertigt.


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